Archiv der Kategorie: Gruppendynamik

inecht Führungs-kräftig 2024/2025

Stabilität erhalten, Kontinuität und den eigenen Handlungsspielraum als Führungs-kraft in Zeiten stetiger Veränderung er-halten. Für Team-, Abteilungs- und Bereichsleiter*innen, die besonders gefordert sind digital und analog aus der Mitte zu führen.

Was stärkt mich und hält mich in meiner Führungsarbeit stabil? Wie kann digital und analog Führung gestaltet und Teamperformance erreicht werden? Wie steht es in Zeiten der stetigen Veränderungen um unser Vertrauen ineinander und die Ressourcen unsere Aufgaben zu bewältigen? Geht es in eine Richtung, die für mich in der Leitungsfunktion passend ist und wie kann ich steuernd wirken?

inecht Führungs-kräftig bietet sich besonders an, für die Überprüfung dieser Fragen. Es bietet die Möglichkeit den eigenen Gestaltungsbereich als Führungs-kraft mit Kolleg:innen aus anderen Organisationen zu reflektieren und klassische Leitungsfragen zu Steuerung zu durchleuchten.

2 Präsenztermine & 5 Onlinetermine 2024/2025 – 35 Arbeitseinheiten – 2 Berater:innen & viel Führungs-kraft durch 8- 12 Führungskräfte – Start am 15.10.2024

Alle Infos auf www.inecht.at

inecht Führungs-kräftig 2024/2025

Wenn Attraktivität zum Problem wird

Natürlich wollen Unternehmen/Organisationen attraktive Arbeitgeber*innen sein.
Das wird gefördert und gefordert – nach außen hin schön zu sein; die guten Seiten zu zeigen.

Jedoch werden zwei Sichtebenen von Organisation dabei hinten angestellt: Die formale Seite, die Klarheit über das Vorgehen und Regeln zeigt. Diese sind nicht immer attraktiv. Und die informale Seite, die Widerspruch von Regeln aufzeigt und Abweichungen sowie „Interessensgezerre“ über Strukturen hinweg.

Meist im Fokus ist die Schauseite und Programme, denn dort sind die Widersprüche meist nicht bzw. nur wenig sichtbar. (vgl. Kühl, Stefan; Muster, Judith (2016): Organisationen gestalten. Eine kurze organisationstheoretisch informierte Handreichung. S. 17- 27)

Aber gerade im Hier & Jetzt in der täglichen Arbeit in und mit Organisationen/Unternehmen werden diese Widersprüche erlebbar. Infolge von Personalengpässen, durch Restrukturierungen usw. steigt bei den aktiv tätigen Mitarbeiter*innen und Führungskräften die Spannung. Die „Attraktivitätsprogramme“ verschärfen diese Spannung nochmals, da die Attraktivität von der aktiven Belegschaft nicht wahrgenommen, sondern teilweise ganz anders gesehen wird.

Wenn es zu weit auseinandergeht das Selbst- und Fremdbild – dann ist das meist ein Problem. Da braucht es ein Arbeiten, um diese Bilder sichtbar zu machen, sich wechelseitig ein Stück zu verstehen und gemeinsame andere Bilder zu gestalten bzw. zu formulieren.

In Reflexionsräume eintreten

Reflexion – vom lat. reflexio – meint das Zurückbeugen. Sich zurückbeugen, einmal nicht gleich was sagen und/oder tun. Sondern innehalten, nachdenken, überlegen. Das Gewesene überdenken und überprüfen auf deren Wirksamkeit und Zielerfüllung.

Was waren unsere Beiträge, unser Verhalten und unsere Interventionen und wohin hat uns das geführt?

Reflexionsräume braucht es in der Sozialen Arbeit, im Gesundheitssektor aber auch in Unternehmen; ganz konkret in Unternehmen, die hohe Dynamik zum Ziel haben: Start-Ups.

„Das Umfeld für Start- und Scale-ups ist in den letzten Monaten deutlich anspruchsvoller geworden. Die Investitionen gehen zurück, die Wachstumspläne werden adaptiert. Die Mitarbeiterzahlen werden zum Teil deutlich reduziert. Das unterstreicht die Notwendigkeit der Reflexion. “ (Krimi, Jahn (2023): Vier Strategien für Start-ups in Bedrängnis. Richtig skalieren. In: www.derstandard.at/story/2000146261914/vier-strategien-fuer-start-ups-in-bedraengnis)

Der Trift ist die Kunst von Führung in Unternehmen/Organisationen

„Wenn eine Organisation gut funktioniert, ist davon auszugehen, dass Regeln gebrochen werden. Denn der Dienst nach Vorschrift bringt nicht weiter.“

Muster, Judith; Matthiassen, Kai, Lauterbach, Peter (2021): Ungeordnete Verhältnisse. In: brandeins. 23. Jahrgang. Heft 07. S. 58- 61. www.brandeins.de

So wie im Trift, z.B. mit einem Auto, ist es bei der „Gratwanderung“ eine Frage an Haftung, Reibung und Bewegungsdynamik, die es braucht und die es zu kontrollieren und zu bewältigen gilt, damit der Trift gelingt.

Aus dieser Methapher heraus stellen sich folgende Fragen und Aufträge an die Führungskräfte:

  • Auseinandersetzung zur Arbeitsbeziehung und Vertrauen (= Haftung),
  • Handhabung der immanenten Spannungen und Konflikte (= Reibung),
  • Teamentwicklung und On/Off-Boarding (= Bewegungsdynamik).

Die Kraft des Settings

Reinhard Heinetsberger ging in seiner Dissertation „Mit der Kraft der Gruppe. Die angewandte Gruppendynamik in der stationären Kinder- und Jugendhilfe.“ der Frage nach, ob und wie angewandte Gruppendynamik zur Steigerung der Funktionalität von sozialpädagogischen Wohngemeinschaften mit Jugendlichen beitragen kann. Daraus lassen sich für die Soziale Arbeit, die Beratung, aber auch für Organisationen grundlegende Erkenntnisse ableiten.

„Eine Wohngemeinschaft verfügt über ein sehr spezifisches sozialpädagogisch nutzbares Potenzial, welches das Gruppensetting mit sich bringt; allerdings braucht es dazu eine entsprechende Konzeption sowie die erforderliche fachliche Kompetenz der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, um dieses Potenzial zu entwickeln und auszuschöpfen.“ (S. 2)

Die Gruppe hat durch die Intervention von außen – in diesem Fall vom Forscher (es wäre m.E. auch durch Supervision oder andere Settings mit solch einer Implikation möglich) – ihr eigenes Handeln untersucht und am Ende dadurch ihre Funktionalität entwickelt. Also, wie funktionieren wir als Gruppe und ist das, so wie wir es tun, für die Zielerreichung funktional? Wesentliches Thema darin ist immer wieder, ob und wie Widersprüche, die da sind, prozessiert, ausgehandelt und letztendlich entschieden werden.

In Folge dessen muss sich die Gruppe auch darüber unterhalten, was überhaupt ihre Ziele sind. Nur so kann sie überprüfen und bewerten, ob ihr Tun funktional ist. Die Empirie konnte die theoretischen Annahmen mit überraschend positiven Veränderungen in der untersuchten Wohngruppe belegen, sodass eine solche Vorgehensweise für die Praxis sehr empfehlenswert erscheint.

Ja, die angewandte Gruppendynamik ist wirksam!

„Die Forschungsergebnisse lassen sich auf zwei Ebenen betrachten. Sie zeigen zum einen auf, wie mittels der angewandten Gruppendynamik (hier in Form des Interventionsforschungsprojektes) eine Wohngruppe unterstützt werden kann, ihr
sozialpädagogisches Lern- und Entwicklungspotenzial zu steigern, und zum anderen woran im Fall der Wohngruppe … eine solche Steigerung ersichtlich wurde. Im Rahmen der Interventionsforschung ist es gelungen, die Bewohner und Betreuungspersonen zu einem kollektiven Selbsterforschungsprozess anzuregen.“ (S. 190)

Für solche Selbstreflexionsprozesse braucht es geeignete Settings, inhaltliche Ausrichtung/Zielsetzung/Fokussierung und Bearbeitungsräume. Erst dadurch können Soziale Innovationen entstehen. Denn: „Jede Veränderung in einer Organisation steht und fällt damit, wie Betroffene zu Beteiligten gemacht werden, was nur über die Arbeit mit Gruppen realisiert werden kann.“ (S. 195)


Heinetsberger, Reinhard (2020): Mit der Kraft der Gruppe. Die angewandte Gruppendynamik in der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Unveröffentlichte Dissertation. Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Mittlerweile als Buch erschienen: Heinetsberger, Reinhard (2021): Mit der Kraft der Gruppe. Die angewandte Gruppendynamik in der stationären Kinder- und Jugendhilfe.